Historische Ausweise
Rechnung für einen Auszugstisch, zwei Stühle mit Sitzkissen
Artikel in der Nationalzeitung Basel zum Tod von General Guisan, Oberbefehlshaber der Schweizer Armee während des Zweiten Weltkriegs
Aus «Das fleissige Hausmütterchen»
Dienstboten
In unseren Tagen wird viel über Dienstbotennot geklagt. Es ist ein nur zu beliebtes Unterhaltungsthema der Frauen, und sie wissen viel zu erzählen von dem anspruchsvollen Auftreten ihrer Dienstboten und von all den Umannehmlichkeiten, die sie durch diese zu erdulden haben. Selten aber hört man sie sagen: «Sind wir gelegentlich nicht selber schuld am Verhalten der Dienstmädchen, behandeln wir sie auch immer richtig?» Man darf nicht vergessen, dass sich in den letzten Jahrzehnten auch das Verhältnis zwischen Frau und Dienstmädchen verschoben hat.
Die allgemeine bessere Schulung, die fortschreitende Entwicklung demokratischer Anschauungen haben mächtig dazu beigetragen, das Selbstgefühl der Dienenden zu heben. Zudem werden durch die allgemein sich geltend machende Verfeinerung der Lebensweise an ihr Können erhöhte Ansprüche gestellt, was sie wiederum veranlasst, ihre Lohnansprüche zu steigern, zumal sie auch die allgemeine Verteuerung der Lebenshaltung zu spüren haben.
Die denkende Hausfrau wird darum diese aus den sozialen Strömungen der Zeit sich ergebenden Verhältnisse prüfen, ihre Anschauungen, wenn sie noch in vergangenen Zeiten wurzeln, revidieren, und ihr Verhalten den bestehenden Ansichten anpassen. Hat sie untüchtige oder charakterschwache Dienstboten, so soll ihr das nicht Gelegenheit sein, allgemein über die Verderbnis unter den Dienstboten zu jammern und den ganzen Stand dafür verantwortlich zu machen, sondern es sei ihr ein Hinweis darauf, wie sehr es oft in unserem Volke noch an umsichtigen, tüchtigen Müttern fehlt, die ihre Töchter zu vollwertigen Menschen erziehen sollten, und dass es ernsteste Pflicht jeder gebildeten Frau ist, an ihrem Orte das Mögliche zu tun, die Zahl der tüchtigen Frauen zu mehren.
Sus. Müller, Das fleissige Hausmütterchen, Zürich Verlagsbuchhandlung Albert Zeller, 1925, Seite 66